Der Anfang. Das Ende. Und alles, was dazwischenliegt.

In Ralf Schwobs Erzählungen geht es um Schlüsselerfahrungen menschlicher Existenz. Die jugendlichen Protagonisten seiner Coming-of-Age-Geschichten erzählen von der ersten großen Liebe, von enttäuschter Freundschaft und der Entzauberung der Eltern sowie von der unausweichlichen ersten Begegnung mit dem Tod. Aber auch die erwachsenen Erzähler in Schwobs Geschichten erweisen sich als äußerst erschütterbare Existenzen: Jemand verliert sein Gedächtnis und findet nicht mehr in sein altes Leben zurück, ein Mann erweist seinem Bruder einen heiklen Liebesdienst, ein Paar fährt einen Hund an und wird dadurch auf die eigene Leidensgeschichte zurückgeworfen …

Dieser Band versammelt 19 teilweise preisgekrönte Erzählungen des Autors aus den Jahren 2000 – 2018.

 

Eine Verfilmung meines Buchs “Tod im Gleisdreieck” gibt es leider noch nicht, aber einen filmischen Trailer, der auch eine Filmvorschau sein könnte.

Um die lesungsfreie Zeit in Corona-Zeiten etwas abzumildern, haben mein Kollege Andreas Ross und ich unsere für den 17. April geplante Lesung in Darmstadt einfach ohne Publikum durchgeführt (gekürzt) und fürs Online-Schauen aufgenommen.

Mit “Tod Im Gleisdreieck” veröffentlicht der Groß-Gerauer Autor Ralf Schwob in seinem neuen “mainbook” Verlag seinen inzwischen 6. Roman (neben zwei Erzählungen).
In diesem “Rhein – Main – Krimi” geht es um 3 Jugendliche in den 80er Jahren, die gemeinsam die Schule besuchen, aus unterschiedlichen Milieus kommen und doch viel gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Erste verschmähte Liebe, Eifersucht, Zigaretten und Alkohol spielen dabei ebenso eine Rolle, wie zum Teil zerrüttete Verhältnisse im Elternhaus und Rollenverständnisse der jeweiligen Eltern. Doch eines Abends geschieht etwas unvorstellbares und verändert für immer das Leben der drei Protagonisten. Erst über 30 Jahre später treffen sich die Drei wieder und es kommt zu einer späten Auflösung der Ereignisse.

Dem Groß-Gerauer Ralf Schwob ist es auch in seinem 6. Roman gelungen, eingebettet in die lokale Umgebung von Groß-Gerau und Frankfurt, eine Geschichte über junge Menschen und deren unterschiedlichen Werdegänge zu beschreiben, die den/die Leser*in bei der eigenen Geschichte und Jugend abholt. Gerade die Jahrgänge 65 – 70 und im Kreis Groß-Gerau geborenen Leser*innen finden sich hier im Einen oder Anderen wieder und können ein Stück eigene Jugend nachvollziehen. Für die später Geborenen eine gute Möglichkeit die Zeit nachvollziehen zu können. Die Musik, das Lebensgefühl und die ersten eigenen Erlebnisse der drei Hauptfiguren Sebastian, Olli und Klaus werden dabei von Ralf Schwob so klar beschrieben, dass man manchmal darüber nachdenken könnte ob man die drei fiktiven Figuren nicht vielleicht doch sogar selbst real gekannt hat. Tolle Unterhaltung mit Lokalkolorit, mit viel mehr Gesellschaftsbeschreibung und Einblick in die damalige Zeit als dem für einen “Krimi” eigentlichen Schwerpunkt kriminalistischer Aufklärung.

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Dr. Sebastian Blank, Ende vierzig und erfolgreicher Finanzmakler in Frankfurt, hat einen Hirntumor, lehnt jede Therapie ab und hat somit nicht mehr lange zu leben. Vorher möchte er sein Gewissen bereinigen und lädt seine beiden Schulfreunde von der Groß-Gerauer Gesamtschule, Klaus und Olli zu einem Gespräch in den Maintower ein. Es geht um ein Ereignis im Jahr 1982, als die drei Freunde öfter bei Meusel, einem Obdachlosen, der sich in einer Hütte im Groß-Gerauer Gleisdreieck eingerichtet hatte, verkehrten. Und irgendwas ist damals „aus dem Ruder gelaufen“. Und es ist fraglich, ob nach über 30 Jahren Verschweigens und Verdrängens eine (Er-)Lösung möglich ist. Allzu unterschiedlich erscheinen Herkunft und Lebensläufe der ehemaligen Schulfreunde. Sebastian aus begütertem Elternhaus wird erfolgreicher Geschäftsmann; Olli aus einer (geschiedenen) Mittelschichtsfamilie wird Bassist in einer Band; Klaus aus einem Trinkerhaushalt wird straffällig und steht unter Bewährung.

Hier zeigt sich die erste Stärke des Buches. Ralf Schwob gelingt es, die Milieus und die Atmosphäre in den Groß-Gerauer Familien sehr lebendig und lebensecht in Szene zu setzen. Ebenso die Lebenswelt und Alltagskultur von Jugendlichen in einer Kleinstadt in den 1980er Jahren. Von den Trinksprüchen über die ersten Annäherungen von Jungen und Mädchen zu vorherrschenden Musikrichtungen und die Disco-Kultur – der Autor kennt sich gut aus. Deutlich zu lesen bei der Tanzflächenszene auf der Siedlerdisco: „An den Seiten lehnten ein paar Jungs mit Bierflaschen in der Hand, ein Bein angewinkelt, die Schuhsohle gegen die Wand gestemmt und Zigarette im Mundwinkel.“ Die detailreichen Beschreibungen von Groß-Gerau – Sandböhl, Gleisdreieck, Schulhöfe, Siedlerheim, Fasanerie, Auf Esch und vieles mehr sind natürlich die zweite Stärke des Buches. Man könnte direkt Stadtführungen „auf den Spuren von Ralf Schwob“ veranstalten. Letztlich noch zum Thema „Krimi“. Ich habe es nur deshalb in diese Kategorie einsortiert, weil es so auf dem Cover steht. Irgendwie aufzuklären gibt es ja nix – das Geschehen ist vom Titel und dem Klappentext her eh klar. Krimispannung kam bei mir nicht auf, aber das Buch hat die anderen beschriebenen Qualitäten – und die sorgen für das Prädikat „lesenswert“.

Heinrich Krobbach, www.rheinmainkrimi.de

In den nächsten Wochen erscheinen die Anthologien “Frankfurter Einladung 2” im Größenwahn Verlag und “Ein Viertelstündchen Frankfurt 3” im Charles Verlag. Ich durfte für beide Bücher Kurzgeschichten beitragen. Für die “Einladung” eine bittere Vater-Sohn-Geschichte, die zugleich eine Hommage an das alte Frankfurter Waldstadion ist, und fürs “Viertelstündchen” eine verschrobene Liebesgeschichte, die im Frankfurter Siegestaumel nach dem gewonnen DFB-Pokal 2018 spielt.